
Der erste März ist ein uraltes bulgarisches Fest. Jedes Jahr schenken die Bulgaren ihren Verwanden und Freunden Martenitza - das ist ein Schmuck aus zusammengeflochten weißen und roten Fäden, die an die Kleider nah am Herzen gehängt werden und ein Gesundheits- und Glückssymbol sind.
Die Legende erzählt, dass als die Protobulgaren die Donauebene erreichten, waren sie von ihrer Schönheit verzaubert. Sie wählten diesen Ort, um ein heidnisches Feuer anzubrennen. Sie glaubten, dass um dieses Feuer ihr Gott Tangra die Menschen wählt, die er beschützen wird. Es fing eine Feier an. Viele Leute kamen. Sie schenkten Obst und Gemüse, Tiere. Das Blöcken der Lämmer und das Muhen der Kälber breiteten sich aus. Die Frauen backten Brot und die Männer unterhielten das Feuer und drehten große Fleischstücke am Spieß. Es gab Brot und Fleisch für alle genug und der Wein und der wunderschöne Met hoben die Stimmung. Und die Feuerflammen schlugen zum Himmel immer höher und höher.
Nur der Chan war nicht lustig. Ihm fehlte das Kraut, das in seinem Heimatsteppe üppig wuchs. Nach altem Brauch mußte er es neben die Opfergaben legen. Er hatte Tangra zu danken für dieses Land, so befiel die Sitte seiner Ahnen. Deshalb war der mächtige Chan traurig, der Führer der Soldaten in vielen Schlachten, der Sieger der Byzantinern. Er seufzte traurig und Tränen leuchteten in seinen Augen auf. Und plötzlich, Gott weiß woher, flog ein kleiner bunter Vogel an. Das war ein ganz gewöhnlicher Vogel, jedoch sprich er mit Menschenstimme an:
„Sei nicht traurig, großer Chan. Ich habe schnelle und starke Flügel. Ich bin mit dir den ganzen Weg geflogen, um dir in schwierigen Stunde zu helfen. Binde einen weißen Zwirn um meinen Hals und ich fliege nach Wolga zu deiner Schwester und bringe Grüsse von dir und deiner Schar über."
Der Chan band einen weißen Faden um den Hals des wunderlichen Vogels, er flog zum Himmel und bald verschwand aus seinen Augen.
Die Zeit verging und der Vogel flog zurück. Müde, erschöpft, aber froh ließ er sich auf die Schulter des Chans nieder. Wieder sprach sie mit Menschenstimme:
„Triumphiere, großer Chan! Binde den weißen Faden los und nimm das Kraut. Du findest auch einen roten Zwirn - er ist ein Gruß von deiner Schwester und deinen Verwandten."
Der Chan nahm den Krautstengel und brachte ihn als Gabe dar. Und der weiße und der rote Faden hob er mit dem Glauben auf, dass sie ihm Gesundheit und Glück bringen.
Auch heute dienen die Martenitza als Amulett, der ihren Träger vor Unheil und Unglück schützen soll. Nach dem Brauch wird Martenitza getragen bis man eine eine Schwalbe, einen Storch ober einen geblümten Obstbaum sieht. Manche binden sie um die Äste eines geblümten Obstbaums mit Gesundheits-, Erfolg- und Fruchtbarkeitswünschen. Andere werfen sie im Fluss, um Glück zu haben und damit alles Böse hinunterfließt.
Nach ihrem Wesen sind die mit dem ersten März verbundenen Sitten und Bräuche eigenartige Zauberpraktiken, deren Ziel ist, das Wachstum in der Natur im kommenden Frühling zu fordern und den Menschen im kommenden Sommer Gesundheit und Glück zu sichern.
Die Martenitza ist eine Zauber. Eine Zauber, die vor Bösem schützt und das Gute anzieht, eine Zauber, die den Anfang eines neuen Lebens stellt. Wir sind bereit die Zauberkraft der bulgarischen Martenitza allen Menschen in der Welt zu schenken.